Historie der Turngemeinde Eltville 1846 e.V.

Die Turngemeinde Eltville ist der älteste und größte Verein der Stadt Eltville. Gegründet in der Zeit des „Vormärz" 1846, in der sich die Turnbewegung für eine deutsche Einheit und Freiheit einsetzte. Am 26.Oktober 1846 erteilte die herzoglich nassauische Landesregierung die Genehmigung zur Gründung. In den „Gesetzen für die Turngesellschaft Eltville" hieß es: „Zweck der Turngesellschaft ist es, durch gemeinsame Turnübungen dauernde Gesundheit und Stärkung der Körper zu erreichen." Wer aufgenommen werden wollte, musste einen moralischen Lebenswandel führen, sich anständig betragen und über 16 Jahre alt sein. Das Motto „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei" beinhaltet in Form der vier „F" auch die Traditionsfahne der Turngemeinde.

Die noch namentlich bekannten Gründungsmitglieder entstammten gut situierten und zumeist alteingesessenen Familien aus Eltville. Der erste Turnplatz war ein Garten an der Lohmühle in der Leergasse. 1848 wurde durch den Besuch von Turnvater Jahn der Turngemeinde eine besondere Ehre zuteil.

Da sich die Turner an der Revolution 1848 beteiligt hatten, wurden die Turnvereine von staatlicher Seite überwacht und schließlich 1852 wegen Verfolgung staatsgefährlicher politischer Zwecke verboten. Danach wurde heimlich in privaten Unterkünften, Scheunen und Kelterhäusern geturnt. Nachdem das Verbot 1860 wieder aufgehoben worden war, ging es mit der Turnbewegung stetig aufwärts, abgesehen von den Kriegsjahren, wo aus verständlichen Gründen ein Rückgang zu verzeichnen war.

Die Turngemeinde Eltville besteht nunmehr seit über 160 Jahren, in denen es viele Höhen und Tiefen zu verzeichnen gab. 1900 entstand die erste eigene Turnhalle in der Schwalbacher Straße, bis vor wenigen Jahren Kelterhaus der Hessischen Staatsweingüter, mit dem größten Festsaal im Rheingau. Jubiläen und Erfolge bei Turnfesten wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung mit Umzügen und Fahnenschmuck gefeiert.

Ein dunkler Tag für die Turngemeinde war der 11. Januar 1913, die Turnhalle und das gesamte Inventar mussten wegen Konkurses zwangsversteigert werden. 1933 konnte die heutige Vereinsturnhalle in der Wörthstraße eingeweiht werden, die auf dem zuvor erworbenen Anwesen mit vielen Eigenleistungen der Mitglieder errichtet wurde.

Viele erfolgreiche Sportler sind aus der Turngemeinde hervorgegangen, stellvertretend ist Erika Blum, deutsche Turnfestsiegerin 1953 in Hamburg, zu nennen. Die Leichtathleten stellten Kreis-, Bezirks- und Hessenmeister. Die Boxer erringen regelmäßig Siege bei Hessischen Meisterschaften und hatten mit Eugen Henzel vor ein paar Jahren sogar einen Weltmeister im Kickboxen in ihren Reihen. Die ausführliche Geschichte ist im Jubiläumsheft zum 150-jährigen Jubiläum 1996 enthalten und liest sich wie ein spannender Roman.

Das ursprüngliche Turnen spielt heute im Vereinsleben nicht mehr die Rolle wie früher und auch das Traditionsbewusstsein der Gründerjahre gehört der Vergangenheit an. Inzwischen haben sich neue Sportarten durchgesetzt, so dass sich heute viele Menschen in ihrer Sportart im Verein betätigen können.

Die Turngemeinde bietet allen Altersklassen die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Zahlreiche gut ausgebildete und motivierte Übungsleiterinnen und Übungsleiter leiten den Trainingsbetrieb und begleiten die aktiven Sportlerinnen und Sportler auch zu den Wettkämpfen. Leider lassen sich Mitglieder, die Verantwortung in der Führung und Organisation übernehmen, nicht mehr so leicht finden, ein Problem vieler Vereine in der heutigen Zeit. Für die Zukunft eines Vereins ist es aber von existenzieller Bedeutung, dass die Mitglieder bereit sind, organisatorische Funktionen im Vereinsvorstand zu übernehmen.

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